Im Jahreskreis

11
Dez
2005

Slán leat, a Mharc...

Kurz nachdem ich gestern meinen letzten Beitrag hier geschrieben hatte, starb mein "Ersatzopa" und ältester Seelenfreund... 81 war er... Marc... Über mehrere Ecken waren wir verwandt, und zudem wohnte er hier im Haus, mit seiner Frau Inge... Er war Buddhist und Ire, und er hatte immer jede Menge toller, wunder-voller Geschichten zu erzählen... Voller mit Wundern geht's kaum...! *traurig lächel* Ach manno... Ich hätt' so gern noch viele, viele weitere Geschichten von ihm gehört...! Mit ihm über das Leben philosophiert, und über das, was danach kommt...! Mit ihm Irland-Fotos angeschaut, den ein oder anderen irischen Satz von ihm gelernt, Irish Setdance mit ihm getanzt, mit ihm noch so manche Tullis oder Jamesons getrunken und Mini-Pizzas mir schmecken lassen...! Mensch, Marc...! Hättest Du nicht noch n bissl bissl bissl bleiben können....?

Es war schön, ihn zumindest noch einmal kurz sehen zu können, gestern... Auch wenn er schon seinen Körper verlassen hatte... Ich fühlte, dass er noch im Raum schwebte, und es war so friedlich... So ruhig... Es hört sich vielleicht verrückt an, aber es war eine wunderschöne Stimmung im Raum... Heilig irgendwie.... Ich saß noch etwa eine Viertelstunde allein bei ihm, verabschiedete mich... Ich dachte nicht, dass es sich so anfühlen würde, wenn ich das erste Mal in meinem Leben, einen toten Menschen sehen würde... Aber es war gut....

Den Rest des Abends verbrachte ich mit Inge, die auch unglaublich ruhig und gefasst war... Aber ich denke, man braucht auch ne Weile, um zu realisieren, was geschehen ist... Man fühlt sich bloß leer und wie in Watte gepackt...

Slán leat, Marc, ich werd' Dich vermissen, hier auf Erden...! Und komm' gut rüber, ja...?! May the road rise to meet you and may the wind be always at your back...! ;)

6
Dez
2005

Die wahre Geschichte vom Knecht Ruprecht

Einmal war der Wilde Reiter mit seinem Gefolge im Mittwinter unterwegs, als ein Pferd des Gefolges ein Eisen verlor, und sein Reiter so mit ihm und seinem Hund zurückbleiben musste, und sich, als er versuchte, den Zug einzuholen, im Wald verirrte. Das war der Knecht Ruprecht. Er kam zu einer Hütte, in der eine Witwe mit ihren Kindern lebte, stieß die Tür unwirsch auf, denn er war ein raubeiniger Geselle, trat einfach ein und verlangte unfreundlich nach Speis und Trank, während sein Hund die Kinder ankläffte. Die arme Frau erschrak und brachte dem Fremden sofort das Gewünschte, was eigentlich für sie und die Kinder gedacht war. Ruprecht ließ es sich gut gehen, streckte sich auf der Ofenbank aus und versuchte alsbald ein wenig zu schlafen .
Die Frau hatte ein Lichtlein auf den Tisch der Kinder gestellt, das flammte und knisterte, und nach dem dunklen Tag, tat es dem Knecht in den Augen weh. Da sprach er barsch: „Lösche das Licht! Siehst du nicht, dass ich schlafen will?“ Die Mutter schüttelte den Kopf, und obgleich sie große Angst hatte, sagte sie: „Nein, löschen darf ich es nicht. Es winkt der lieben himmlischen Frau, damit das Sonnenlicht heimkommt und der Winter vorübergeht.“ Dagegen wagte der Knecht nichts zu sagen. Er brummte nur und wandte den Kopf ab.
Da begannen die Kinder leise zu singen, und Ruprecht verlangte rau, dass sie aufhören sollten, er wolle schließlich schlafen! Aber die Mutter forderte die Kinder auf weiter zu singen, obwohl sie nun doppelt Furcht hatte. „Hörst du denn nicht,“ fragte sie, „dass es ein Liede zur Weihnacht ist? Ach, wie käme die himmlische Frau, das Licht zu uns zu bringen, wenn wir sie nicht mit dem Singen der Kinder riefen?“
Als die Frau dann ging, um die Tür einen Spalt zu öffnen, obwohl es bitterkalt draußen war, und die Schneeflocken hineintanzten, geriet der Knecht außer sich: „Was hast du denn jetzt vor? Du weißt doch, dass ich friere und schlafen will...“ Aber die Frau entgegnete sanft: „Die Wittfru muss doch die Kinder hören und das Licht sehen, sie könnte sonst vorübergehen.“
Als der Knecht nun soviel vernahm, von der Frau, die sein Herr auf langen Ritten so vergeblich suchte, wunderte er sich und kam ins Grübeln. Er blinzelte zur Türspalte, ob er nicht tatsächlich die fremde Frau sehen könnte. Aber er sah nur die Mutter, wie sie so hoffnungsvoll zur Tür schaute. Da wurde ihm sein Herz ganz warm, und er wollte seine Grobheiten wieder gut machen. Er begann die Kinder zu trösten, die bisher Angst vor ihm gehabt hatten, brach das Brot in Stücke, das die Frau ihm gegeben hatte, weil er nun sah, dass die Kinder Hunger hatten, und er besprach es sogar, so dass es nun süß war, wie Kuchen. Ein kleines Mädchen zeigte ihm sein Pferdchen, als es Vertrauen fasste, und dem fehlten Kopf und Schwanz. Da machte sich Ruprecht daran, beides wieder anzunähen. Er sah wie die Augen der Kinder und auch der Mutter vor Freude leuchteten und war sich gewiss, dass so ein Glanz nur von der himmlischen Frau selbst kommen könnte. Da gefiel es ihm eifrig zu helfen und zu schenken, wie sein Herr, der wilde Jäger selbst es tat, in der Heiligen Nacht. Er schuf nun ein Geschenk nach dem anderen, Puppen, Bälle, Wagen, Reiterleute, und mochte gar nicht mehr aufhören. Aus einem Apfel machte er gleich einen ganzen Tisch voller Äpfel, aus zwei Nüssen einen ganzen Sack voll.
Als er so am Zaubern und voller Glück war, flog plötzlich die Tür auf, und herein kam der Wilde Reiter mit seinem Gefolge, sah sich erstaunt um und rief: „Was tust du hier?“ Erschrocken blickte der Knecht seinen Herrn an: „Ach, das ist schwer zu erklären. Die Kinder sangen die himmlische Frau herbei. Wie mich dünkt für uns alle. Man soll solches Singen nicht gering erachten und es belohnen.“ Und wie der Reiter nun sah, wie glücklich alle in diesem Haus waren seufzte er und sprach: „So bleib noch, und geh auch in die anderen Häuser und lass alle Kinder singen. Vielleicht, dass sie, die wir suchen, sich doch rascher zu uns wendet, wenn sie uns hört.“
Da freute sich der Knecht Ruprecht, und geht noch heute fleißig durch die Häuser um die guten, singenden Menschen zu beschenken.

Quelle: Sigrid Früh/Rauhnächte - Märchen Brauchtum Aberglaube

Ein sehr, sehr empfehlenswertes Buch mit vielen super-schönen Geschichten von Frau Holle, der Percht und dem Woden und seinem Gefolge drinnen...!

Und nun ich hoffe, dass nun niemand mehr glaubt, der Knecht Ruprecht sei ein gemeiner Kerl mit Rute...?! ;)

Euch noch einen schönen Ruprechts-Tag...! :))

30
Nov
2005

Ich dreh' langsam durch

hihi... Ich habe immer noch diesen Ohrwurm von gestern... La ilallaha und so weiter... Träller's die ganze Zeit vor mich hin...! Dieses Mantra ist einfach schön, und es war mit einer wunderbaren, einfachen Melodie vertont und einem schönen Kreistanz gestisch umgesetzt worden...! Super-schön...! Könnt ich n paar Stunden lang machen... Oder jeden Tag ne Stunde, oder so....! *grins* Vielleicht sollte ich? Vielleicht hilft DAS was...? :))

Witzig ist aber insbesondere, dass es mir gerade gaaarnichts ausmacht, selbst in der U-Bahn und auf der Straße vor mich hin zu trällern... *lach* Ist mir grad ziemlich wurscht, was die andern Leute denken... Es tut einfach super-gut, dieses Lied zu singen... Es bringt mich zum Lächeln... Warum also nicht?

Neulich bekam ich dieses Naturgeister-Orakel von Jaelle zu Samhain geschenkt... Orakel-Päckchen-Spiel... Ich zog eine Karte, tja, und was dabei herauskam war auch garnicht mal so schlecht....

"Wer nach allen Seiten hin offen ist, ist auch überall nicht ganz dicht."
So ist das also, gell? ;)

Ich könnte wirbeln, wie ein Derwisch... Auf geht's....! :))

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Foto von Ian Gilman

11
Nov
2005

Laterne, Laterne...

Sonne, Mond und Sterne....

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Isset nich' schön....? :))

Und ich habe heute zwei neue Strophen von "Ich geh' mit meiner Laterne" gelernt...! Was es nich' alles gibt...?! ;)

31
Okt
2005

Ein frohes Samhain...

feuer im rambling house

Ich komme gerade von der Alster nach Hause... Ich habe mit Schwarzer Tropfen meinen neuen Feuerkorb eingeweiht... Wir saßen gemütlich auf's Schafsfell und in Wolldecken gekuschelt an der Alster und haben dem Feuerchen tüchtig zu Fressen gegeben...! Das tat gut...! Nun ist alles weg! Ich fühle mich gut...! So frei, gereinigt, leer.... Gut, aufjedenfall....

Ganz schön kalt war's... Und ganz schön windig...! Hat ganz schön gedauert, bis wir das Feuer anhatten... Das Licht im Kürbis-Jack war ja zumindest gut geschützt, aber die Ahnenkerzenschiffchen konnt' man vergessen... Ich habe sie wieder mit nach hause genommen, und werde sie dann lieber an einem windstillen Tag mal "aussetzen"... Haben meine Ahnen dann bestimmt mehr von...! :))

So, nun reicht's mir aber für heute... Ich werd' noch'n Augenblick meinem Jack auf dem Balkon Gesellschaft leisten, einfach weil er so schöööööön ist, und dann geht's ab ins Bett....!

Ich hoffe, Ihr habt 'ne wundervolle Nacht....! ;)

Die Baumkriegerin

30
Okt
2005

Samhain-Vorabend....!

Morgen ist Samhain....! Die letzten "Überbleibsel" des letzten Jahres gilt's noch loszulassen... Das werde ich mit dem Schwarzen Tropfen tun... An einem kleinen Feuerchen, an der Alster... Dabei den Ahnen ein paar Opfergaben bringen, und Ahnenkerzenschiffchen auf dem Wasser aussetzen... Hach... Wird bestimmt wuuunderschön....! :))

Mein "offizielles" Samhain-Fest mit meinem neugegründeten Jahreskreisgrüppchen fand etwas verfrüht ja schon am Freitag statt, weil zwei von uns am Samstag in den Urlaub gefahren sind...! Auch kein Problem...! Wir sind ja schließlich "Anarchistinnen der Spiritualiät"....! ;)

Wir haben sooo viel gemacht, auf dem Ritual am Freitag.... Wow... Ich kann's garnicht alles wieder geben... Getanzt, gesungen, den Ahnen gedacht und geopfert, losgelassen, eine Trancehaltung zur Intentionsfindung ("Die Knochenjägerin") eingenommen, orakelt... Aber das Beste war für mich dieses Mal die Bastelaktion, die wir eingeschoben haben... Eine von uns hatte diesen "Auftrag" auf einer Reise erhalten.. Ein "Knochenmobile" für die Ahnen bauen....! Woooow....!

Meines besteht nun aus Ästen von Weide und Holunder und aus Wurzeln von Heidekraut vom Berg Leanna in County Sligo....!!! Nun weiß ich endlich, wozu ich sie mitgeschleppt hatte...! :)) Selbiges gilt für den vermutlich von einem Schaf stammenden Rippenknochen, den ich am Strand in den Dünen zu Fuße Knocknareas nach einem kleinen "Tänzchen mit den Feen" gefunden hatte...

Zur Zeit hängt das Mobile noch an einem Haken, der sowieso vorhanden war, im Wohnzimmer am Fenster... Morgen werde ich einen Haken an der Decke über dem Ahnenaltar anbringen... Dann kommt's dahin...! :))

mobile

Mein Ahnenmobile,
Samhain 2005

24
Okt
2005

Mal wieder n bisschen studieren...

Jawoll...! Heute hat die Uni wieder angefangen...! Und ich drück' nochmal für ein Semester "die Schulbank"....! Komisches Gefühl...! Aber ich wollt's ja so...! ;)

Ich muss sagen, es lässt sich jedenfalls gut an...! Ich mache ein Seminar über "Sprache und Weltbild - Sprache in Religion, Magie und Politik"... Tjaja... *grins* Inhaltlich habe ich mir nicht zuviel davon versprochen... Ich denke, es wird sehr interessant! hihi... Heute haben wir z.B. einen Text aus dem 19. Jhdt. gelesen "Um einen Dieb dazu zu bringen, Gestohlenes zurückzubringen"... *räusper* Naja... Nicht, dass ich davon was lernen könnte oder wollte... *lach* Also, ich mein' jetzt, über Magie an sich....! :))

Aber was ich echt komisch find'.... Da in einem Raum zu sitzen, mit circa 40 - 50 Leuten, von denen schätzungsweise höchstens 5 - 10 % an Magie zu glauben scheinen, beziehungsweise, sich überhaupt dafür interessieren... hm... Da scheint mir, muss ich schon n bissl aufpassen, was ich so sag'.... Oder...? hmmm.... Heute: Was unterscheidet eigentlich Religion und Magie? Tja... Was meint Ihr...? ;)

22
Okt
2005

Through the maze all girls must run...

Ja... Bald ist Samhain.... Zeit zu rekapitulieren, zu schauen, was das Jahr so brachte, und den Bogen neu zu spannen - den Pfeil neu auszurichten...! Was war das für ein Jahr, dieses Jahr....? Irgendwie war's nicht sehr strukturiert, hatte ich so das Gefühl... Viel Hin und Her, viel Auf und Ab... Zwischendurch viel Wollen und Nichtwollen... Wissen und Nichtwissen... hm...

Insgesamt kann ich mein gesamtes Jahr mit dem Bran Bán-Orakel beschreiben, welches ich letztes Jahr zu Samhain erspielte... Nun, zumindest auf den Teil, der mir davon am meisten im Gedächtnis blieb... DAS war tatsächlich die Essenz...!

Gort - Ivy - Dependence

Green binds the spiral moon
In the heart of this rune
Through this maze all girls must run
Choose clarity or poison?

Gort - Efeu - Abhängigkeit

Grüne Zweige die Spirale des Mondes umwinden
Sind im Herzen dieser alten Rune zu finden
Alle Mädchen müssen durch Irrgärten streben
Wählst Du das Gift oder lieber das Leben?

hmmmm.... Ja... Es waren viele Irrgärten, Spiralen, Entscheidungen dieses Jahr zu treffen... Garnicht so einfach manchmal.... Aber schließlich HABE ich ein paar Entscheidungen getroffen....! Gute, denk' ich....! Aber hatte ich je eine Wahl...? Denn am Ende entpuppen sich die Irrgärten doch als "Übersetzungsfehler".... Und das Leben ist halt'n Labyrinth, durch das wir alle müssen, nicht wahr...? Ich denk', ich bin nun wieder ein paar Kurven, ein paar Wege weiter gekommen... Und hoffe sehr, dass es im nächsten Jahr mal wieder ein paar längere geradeaus laufende Strecken gibt, die mir den Blick auf die Mitte ab und an schon mal n bissl frei geben...

Den Bogen spannen, und auf.....!

19
Okt
2005

Vor-samhainige Grüße

zierkrbisse

Stilleben, Herbst 2005
Fotografiert von der Baumkriegerin

10
Okt
2005

Keltischer Schöpfungsmythos nach Ella Young

Die Bildner der Erde bodhran

In Tir-na-Moe, dem Lande der lebenden Herzen, sang Brigit. Angus, der Ewig-Junge, und Midyir, der Rothaarige, und Ogma, genannt "Glanz der Sonne", und der Dagda und andere Götter Dana's kamen näher zu lauschen.

Brigit sang:
Nun kommt die Stunde, die uns Gott verhieß und bringt des Wunders Schau.
Ist es ein Stern, der neugeboren, kraftvoll dringt aus nächtgem Grau?
Ist's eine Welle, die dem Schönheitsquell entspringt als Freudentau?
Ist es ein Vogel ohne Tod, der glorreich sinkt zur Erdenau?
Es ist die Welle, steigend, tönend, siegesreich, brechend im Licht.
Es ist ein Stern, von Lieb erfüllt und Freud, des Glanz Nächte durchbricht.
Es ist ein Feuer, gottentborn, und Liebe geht dem Licht voran, und Tod berührt es nicht.
Die Welle breche nur, aufgeh' der Stern, die Flamme leuchte weit.
Es ist an uns, so unsere Herzen weise sind, jetzt stark zu sein und zum Empfang bereit.

Brigit hörte auf zu singen, und für eine kleine Welle herrschte Schweigen in Tir-na-Moe. Dann sagte Angus: "Fremd sind die Worte deines Gesanges, und fremd ist die Musik. Sie zog mich jäh herunter aus dem Äther - tief - tief - immer tiefer. Tir-na-Moe war wie ein halb erinnerter Traum. Ich fühlte den Atem fremder Welten auf meinem Angesicht, und dein Gesang wurde mächtiger und mächtiger. Aber du sangst ihn nicht. Wer hat ihn gesungen?" "Die Erde hat ihn gesungen." sagte Brigit. "Die Erde!" sagte der Dagda. "Ist nicht die Erde auf dem tiefsten Grunde des Chaos? Wer hat je in diesen Abgrund gesehen oder an ihm gestanden zu lauschen, da, wo weder Schweigen ist noch Gesang?" "O Hirte der Sternenherden, ich habe da gestanden zu lauschen. Mir hat geschaudert in der Finsternis, welche die Erde umhüllt. Ich habe die schwarzen, zischenden Wasser gesehen und die Ungeheuer, die einander verschlingen - ich habe hineingeschaut in den sich windenden, zuckenden Natterngrund der Hölle."

Das Licht, in dem die Götter Dana's atmen, ward getrübt durch den Gedanken an den Abgrund, und sie riefen aus: "Sprich nicht weiter von der Erde, oh Flamme der zwei Ewigkeiten, und laß die Gedanken an sie vor dir abgleiten, wie der Traum der Erinnerung entgleitet!"

"O Silberzweige, von keinem Schmerz geschüttelt", sagte Brigit, "hört noch ein anderes! Die Erde wehklagt jede Nacht, weil sie von der Schönheit geträumt hat." "Was für einen Traum, o Brigit?" "Die Erde hat geträumt von der reinen Stille des Urbeginns, von dem Stern, der dem Sonnenaufgang vorangeht, von einer Musik, gleich der Musik meines Gesanges." "Oh Morgenstern", sagte Angus, "hätte ich doch nie deinen Gesang gehört, denn nun kann ich die Gedanken an die Erde nicht mehr von mir abschütteln!" "Warum solltest du die Gedanken von dir abschütteln, Angus, weises Herz? Du hast dich eingehüllt in alle Farben des Sonnenlichtes, bist du nicht bereit, in die Finsternis zu schauen und den Donner der Wogen des Abgrunds zu hören? Bist du nicht bereit, Freude in den Abgrund zu bringen?"

Angus antwortete nicht. Er streckte eine Hand aus und pflückte eine Blüte von einem Zweig. Er hauchte die Blüte an und warf sie in die Luft. Sie verwandelte sich in einen wunderbaren, weißen Vogel und umkreiste ihn singend.
Midyir, der Stolze, erhob sich und schüttelte die hellen Locken seines Haares aus, bis er ganz in Strahlen gehüllt war wie in ein Goldenes Vlies. "Ich bin bereit, in die Finsternis zu schauen", sagte er. "Ich bin bereit, den Donner des Abgrunds zu hören." "Dann komm mit mir", sagte Brigit. "Ich gehe, meinen Mantel um die Erde zu breiten, weil sie von der Schönheit geträumt hat." "Ich will einen Platz für deinen Mantel bereiten", sagte Midyir. "Ich will ein Feuer zwischen die Ungeheuer werfen." "Auch ich will mit dir gehen", sagte der Dagda, der auch der Grüne Harfner genannt wird.

"Und ich", sagte Glanz der Sonne, dessen anderer Name Ogma der Weise ist. "Und ich", sagte Nuada, der Schwinger des Weißen Lichtes, "Und ich", sagte Gobniu, der Wunderschmied, "wir wollen die Erde neu schaffen." "Viel Glück zu dem Abenteuer!" sagte Angus. "Auch ich würde mitgehen, wenn ihr das Lichtschwert mit euch nähmet." "Wir werden das Lichtschwert mitnehmen", sagte Brigit, "und den Kessel der Fülle und den Speer des Sieges und den Stein des Schicksals, denn wir wollen in die Erde hineingestalten Macht und Weisheit und Schönheit und die verschwenderische Kraft des Herzens." "Das ist gut gesagt", riefen die Strahlenden alle. "Wir wollen die vier Schätze mitnehmen."

Ogma brachte das Lichtschwert von Findrias, der wolkengleichen Stadt, die im Osten der De Danaan Welt liegt. Nuada brachte den Speer des Sieges von Gorias, der flammenhellen Stadt, die im Süden der De Danaan-Welt liegt. Der Dagda brachte den Kessel der Fülle von Murias, der Stadt, die im Westen der De Danaan-Welt erbaut ist und die Stille tiefen Wassers hat. Midyir brachte den Stein des Schicksals von Falias, der Stadt, die im Norden der De Danaan-Welt erbaut ist und die Festigkeit eines Diamanten hat. Dann machten Brigit und ihre Begleiter sich auf den Weg. Sie senkten sich wie ein Sternenregen hernieder, bis sie die Finsternis erreichten, welche die Erde umhüllte, und hinunterschauend sahen sie unter sich, wie auf einem Höllengrund, das sich windende, zuckende, gräßliche Leben, das da wimmelte und wühlte und sich selbst unaufhörlich verschlang. Vor dem siedenden Wirrwarr dieses Abgrunds wichen die Strahlenden alle zurück, nur Midyir nicht. Er ergriff den feurigen Speer und stieg in die Tiefe wie eine Flamme.

Seine Begleiter schauten hinunter und sahen, wie er das Leben der Ungeheuer zertrat gleich einem Keltertreter, der Trauben preßt. Sie sahen, wie das Blut und der Schaum der Zerstörung an Midyir aufstiegen und ihn rot färbten bis zum Scheitel. Sie sahen, wie er den Speer im Kreise schwang, bis der zu einem Feuerrad wurde, das Funken und Flammenzungen von sich sprühte. Sie sahen, wie die Flammen die Finsternis verzehrten, in sich zurückfielen und sich ausbreiteten, blühten - dunkelrot - blutrot - rosenrot zuletzt. Wie der Glanz eines Rubins stieg Midyir aus dem Abgrund hinauf und sagte: "Ich habe einen Platz bereitet für Brigits Mantel. Wirf deinen Mantel hinunter, Brigit, und segne die Erde!"

Brigit warf ihren Mantel hinab, und als er die Erde berührte, breitete er sich aus und entrollte sich wie eine Silberflamme. Er nahm den Platz, den Midyir bereitet hatte, in Besitz, wie das Meer Besitz ergreift und breitete sich immer weiter aus, weil alles, was unrein war, zurückwich vor den kleinen Silberflammen an seinem Rande. Er hätte sich wohl ganz um die Erde gebreitet, wenn nicht Angus, der jüngste der Götter, die Geduld verloren hätte, länger zu warten. Er sprang hinunter und stellte sich mit beiden Füßen auf den Mantel. Der hörte auf, Feuer zu sein und verwandelte sich in Silbernebel. Angus rannte durch den Nebel und lachte und ermunterte die anderen, ihm zu folgen. Die wurden von seinem Lachen angezogen und folgten ihm. Der treibende Nebel verdichtete sich um einen jeden von ihnen, und jeder sah den anderen wie ein Traumbild, - verwandelt und unwirklich. Sie lachten, als sie sich so sahen.

Der Dagda griff mit beiden Händen in den Kessel der Fülle. "O Kessel", rief er, "du gibst einem jeden die Gabe, deren er bedarf Gib mir nun ein Geschenk, das der Erde geziemt." Dann zog er seine beiden Hände heraus, gefüllt mit grünem Feuer, und er streute die Grüne aus, wie ein Sämann den Samen sät. Angus bückte sich und hob die Grüne der Erde auf Er schaufelte Täler aus und schichtete Hügel auf und spielte mit ihr, wie ein Kind mit Sand spielt. Und wenn die Grüne durch seine Finger glitt, wechselte sie ihre Farbe und strahlte wie Sternenstaub - blau und purpurn und gelb und weiß und rot.

Während nun der Dagda das smaragdfarbene Feuer säte und Angus damit spielte, gewahrte Manannan, daß das verbannte chaotische Leben sich aufgerichtet hatte und über den Rand von Brigits Mantel schaute. Er sah durch die Finsternis die höhnenden, starrenden Augen nie gesehener Kreatur. Und er zog sein Lichtschwert aus der Scheide und senkte seine glühende Schneide gegen das Chaos. Das gräßliche Leben flüchtete unter Zischen und Schäumen, aber das Meer erhob sich, um das Schwert zu grüßen, in einer großen, schäumenden, donnernden Woge. Manannan schwang das Schwert ein zweites Mal. Und wieder erhob sich das Meer, in einer Woge, grün wie ein Chrysolith, am Rande gesprenkelt mit amethystfarbenem, pupurnem und blauweißem Schaum. Ein drittes Mal schwang Manannan das Schwert. Und das Meer erhob sich, es zu grüßen, in einer Woge, weiß wie Kristall, ungebrochen, von reiner Dauer erfüllt, still wie der Urbeginn.

Langsam fiel die Woge in das Meer zurück, und Brigit hob ihren Mantel auf wie einen Silbernebel. Da sahen die De Danaan alle Dinge klar. Sie sahen, daß sie sich auf einer Insel befanden, die bedeckt war mit grünem Gras und voll von Höhen und fremdartig ausgeschaufelten Tälern und sich windenden Wegen. Sie sahen auch, daß das Gras voll war von Blumen blau und purpurn und gelb und weiß und rot.

"Lasset uns hier bleiben", sprachen sie zueinander, "und Dinge schaffen, voll von Schönheit, auf daß die Erde froh werde."
Brigit nahm den Stein des Schicksals in ihre Hände. Er leuchtete rein wie ein Kristall. "Ich will den Stein an diesem Ort versenken", sagte sie, "damit ihr ein Reich habet." Sie legte den Stein auf das grüne Gras, und er sank in die Erde. Musik stieg auf um ihn, als er niedersank. Und plötzlich waren alle die ausgehöhlten Täler und die sich windenden Wege mit Wasser gefüllt, mit Strömen, die sprangen und funkelten, mit Seen und tiefen Teichen, deren Erzittern nach und nach in Stille überging. "Das ist das Lachen der Erde", sagte Ogma, der Weise.

Angus tauchte seine Finger in das Wasser. "Ich möchte die blauen und silbernen Fische, die da schwimmen in Connla's Quelle, hier schwimmen sehen", sagte er, "und Bäume sollten wachsen in diesem Lande, wie jene Bäume mit blühenden Zweigen, die da wachsen im Lande des Silbernen Vlieses." "Das ist ein eitler Wunsch, Angus", sagte Ogma, "die Fische in Connla's Quelle sind zu leuchtend für diese Wasser. Und die Blüten, die wachsen an den Silberzweigen, würden hier welken. Wir müssen warten und die Geheimnisse der Erde erlernen und allmählich dunkle und fremde Bäume formen und Fische, die den Fischen von Connla's Quelle nicht gleichen."

"Ja", sagte Nuada, "wir wollen andere Bäume formen, und unter ihren Zweigen sollen Hunde gehen, die den Hunden von Failinis nicht gleichen, und Hirsche, die keine Geweihe aus Gold haben. Wir wollen uns selbst zu Schmieden und Bildnern dieser Welt machen und das fremde Leben drüben herausschlagen und in neue Gestalten zwingen. Wir wollen Inseln für uns machen im Norden dieser Welt und Inseln im Westen, und die drei Wogen des Manannan sollen auch sie umspülen, denn wir wollen alle Dinge formen und umformen, bis nichts mehr zurückbleibt auf der ganzen Erde, was noch unschön ist."

"Das ist ein gutes Werk!" riefen alle De Danaan aus. "Wir wollen bleiben und es vollenden. Aber Brigit muß gehen nach Moy Mell und Tir-na-Moe und Tir-nan-Oge und Tir-fo-Tonn und zu all den anderen Welten, denn sie ist die Flamme der Freude in einer jeden von ihnen." "Ja, ich muß gehen", sagte Brigit. "O Brigit!" sagte Ogma. "Bevor du gehst, knüpfe einen Knoten der Erinnerung in den Saum deines Mantels, auf daß du dich immer an diesen Ort erinnerst. Und sage uns auch, wie wir diesen Ort benennen sollen." "Ihr sollt ihn die Weiße Insel nennen", sagte Brigit, "und sein anderer Name soll sein Insel des Schicksals, und sein anderer Name soll sein Irland." Dann knüpfte Ogma einen Knoten der Erinnerung in die Fransen von Brigits Mantel.

Keltische Mythologie/Ella Young
scherenschnitt

Der Hain der Baumkriegerin

Innere Welten, Irlands Weiten...

I lean my body into the bark of the Goddess Tree until my voice becomes one with Hers tumbling into roots and sky

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